Samstag, 5. Januar 2008

Er war nie ein Räuber...

Der alte Moor unterhält sich im nahegelegenen Wald mit Karl, ohne zu wissen, dass er dabei dem jungen Moor gegenübersitzt. Ein Teil der Räuberbande kehrt zurück und berichtet von den Geschehnissen. Karl zeigt keine Trauer über Schweizers Tod, sondern freut sich, dass sein Bruder sich umgebracht hat. Weitere Räuber kommen hinzu mit Amalia im Schlepptau. Sie ist überglücklich, sowohl den alten Moor als auch Karl wiederzusehen, da sie diesen offensichtlich als ihren Geliebten erkannt hat. So wird auch dem alten Moor die Identität Karls offenbar; er stirbt jedoch kurz darauf vor Schreck darüber. Alle Anwesenden sind wie erstarrt, schließlich unterbreitet Karl sein Vorhaben, die Räuber zu verlassen, um mit Amalia ein friedliches Leben führen zu können. Die Mitglieder der Bande erinnern ihn jedoch an seinen Treueschwur. Als einzigen Ausweg sieht er, Amalia mit ihrem Einverständnis zu töten und sich selbst einem armen Tagelöhner auszuliefern, damit dieser das Kopfgeld, das auf Karl ausgesetzt wurde, erhält.

Warum ist Karl nicht sichtlich erschüttert über den Tod seines treusten Untergebenen Schweizer?
Dass Karl sich über den Selbstmord seines Bruders freut, zeigt ihn als schwachen Charakter; für mich entsteht der Eindruck, dass er nur erleichtert ist, dass ihm die Bürde eines Urteils genommen wurde.
Karl steht vor dem traurigen Dilemma, entweder den Treueschwur gegenüber den Räubern zu brechen, was er wahrscheinlich mit dem Leben bezahlen müsste, oder seinen Posten zu behalten, was ihm die Liebe zu Amalia kosten würde. Es gibt keinen Ausweg aus diesem Dilemma, deswegen trifft er eine Entscheidung, die zwar nicht sein Problem löst, aber der Gesellschaft, repräsentiert durch einen armen Tagelöhner und seine Familie, zugutekommt.

Suizidales Doppel

Die Szene beginnt mit einem Monolog Daniels im Moorischen Schloss. Er plant, das Schloss im Schutz der Nacht zu verlassen, wird jedoch von Franz aufgehalten. Dieser wurde von schlimmen Albträumen heimgesucht und befindet sich noch in einem anscheinend halluzinösen Zustand. Er droht Daniel "das Herz aus den Rippen [zu] stampfen", weil dieser seinen Auftrag nicht erfüllt hat und befiehlt ihm, einen Pastor zu rufen. Karl und Daniel unterhalten sich über den Albtraum, der vom jüngsten Gericht handelte, als der Pastor Moser hinzukommt. Dieser verurteilt insbesondere den Vater- und Brudermord; Franz erbost, tut die Worte Mosers schlicht als "Pfaffengewäsche" ab und verjagt ihn. Inzwischen hat sich ein Teil der Räuberbande unter der Führung Schweizers vorm Schloss zusammengerottet. Franz betet in Todesangst, lügt aber selbst im Gebet noch und verlangt anschließend von Daniel, ihn zu erstechen. Da dieser seinem Wunsch nicht nachkommt, erdrosselt sich Franz kurzerhand selber mit seiner Hutschnur. Schweizer muss erkennen, dass es ihm nicht mehr möglich ist, Franz unversehrt seinem Bruder zu übergeben und erschießt sich selbst.

Ich finde, hier trägt Schiller ein bisschen zu dick auf. Rachegedanken, Fragen nach Schuld und Sühne überschlagen sich und münden in eine stakatto-artigen Selbstmordserie.
Franz erdrosselt sich laut Schiller selbst. Wie ist das möglich? (normalerweise würde man vorher ohnmächtig werden...)
Wählt Schweizer den Freitod, weil er den Auftrag nicht erfüllt hat oder aus Angst vor Karls Reaktion?

Freitag, 4. Januar 2008

Reunion

Die letzte Szene des vierten Aktes spielt nachts bei einem alten verfallenen Schloss in einem nahegelegenen Wald. Die Räuberbande lagert dort und wartet auf Karl, der nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurückgekehrt ist. Spiegelberg, der ja schon zuvor die Rolle Karls als Hauptmann angezweifelt hat, plant, diesen zu töten. Schweizer jedoch stellt seine Loyalität Karl gegenüber erneut unter Beweis und ersticht Spiegelberg, ohne zu zögern. Als Karl und Kosinsky zurückkehren, gibt Karl zunächst keine Befehle, sondern verfällt in eine melancholische Stimmung. Er spielt für sich auf der Leier und singt ein Lied von Cäsar und dem Vatermörder Brutus. Karl fasst daraufhin kurzzeitig Selbstmordgedanken, verdrängt diese jedoch wieder. Mitten in Nacht erscheint Hermann, um den in der Schlossruine versteckten alten Moor mit Essen zu versorgen. Karl erfährt so von Schicksal seines Vaters und befreit diese, jedoch abermals, ohne sich erkennen zu geben. Bei Karl verfestigen sich schließlich doch die Rachegedanken gegen seinen durch und durch verdorbenen Bruder und beauftragt Schweizer, ihn unverletzt zu bringen.

So nah und doch so fern

Karl und Amalia treffen im Schlossgarten aufeinander. Amalia ist verwirrt darüber, dass sie sich zu dem scheinbar fremden Besucher hingezogen fühlt, aber erkennt ihren Karl nicht, obwohl dieser offensichtliche Anspielungen auf seine wahres Ich macht, indem er von einer Geliebten berichtet, die ebenfalls Amalia heißt. Karl erzählt, dass seine (fiktive) Amalia unglücklich über die Schandtaten ihres Geliebten sei. Die echte Amalia entgegnet ihm, dass sie glücklich sei, da ihr Geliebter nie etwas Schändliches fertig gebracht hätte. Karl stimmt zunächst bei einem Lied, das Amalia singt, mit ein und flieht dann plötzlich vom Ort des Geschehens.

Hat Amalia Karl am Ende erkannt?
Warum offenbart Karl Amalia nicht seine wahre Identität?

Bevor Schlimmeres passiert...

In einem anderen Zimmer des Schlosses trifft der Diener Daniel auf den verkleideten Karl Moor. Daniel erkennt Karl an einer alten Narbe an dessen Hand. Froh ihn wieder zu sehen, informiert er Karl über den heimtückischen Plan des Franz. Karl entscheidet, dass er frei von Rachegedanken wieder vom Schloss abreisen, jedoch zuvor noch Amalia sehen möchte.

Karl Moor oder Graf von Brand

Handlungsort ist die Galerie im Schloss. Karl und Amalia betrachten Gemälde der Moorischen Familie. Er gibt seine wahre Identität noch nicht preis und erkennt dennoch, als Amalia vor seinem eigenen Portrait in Tränen ausbricht, dass sie ihm gegenüber Gefühle empfindet. Er nimmt fälschlicherweise an, dass sein Vater tot sei. Franz jedoch hat Karl erkannt und beauftragt seinen Diener Daniel, mit dessen Ermordung, ohne dass er Daniel mit der wahren Identität des Besuchers vetraut macht. Daniel kann es zunächst trotz der nachdrücklichen Überredungsversuche des Franz nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, den Auftrag auszuführen; am Ende willigt er jedoch ein, den Mord am nächsten Tag zu verüben.

Rückkehr

Karl und Kosinsky sind vorm Moorischen Schloss angelangt. Karl hat vor, sich als Graf von Brand auszugeben, während Kosinsky seinen Knecht mimen soll. Karl schwelgt in einem langen Monolog erneut in Kindheitserinnerungen und betritt schließlich ängstlich das väterliche Schloss.

Warum muss Karl sich als jemand anderes ausgeben?

Donnerstag, 3. Januar 2008

Kosinsky

Die zweite Szene des dritten Aktes spielt wieder bei der Räuberbande, diesmal in einer Gegend an der Donau. Karl Moor scheint schwer verletzt zu sein. Nachdem sich Schweizer unbemerkt entfernt hat, schwelgt Karl in Kindheitserinnerungen und beginnt die Rechtfertigung seines Handelns zu überdenken. Daraufhin tritt Schweizer auf und versorgt ihm mit frischen Wasser. Plötzlich taucht Kosinsky auf, dieser möchte der Räuberbande beitreten. Karl fragt ihm nach dessen Werdegang und erfährt, dass Kosinskys Vita der seinen gleicht. An sein eigenes Leben zurückerinnert, beschließt Karl, innerhalb von acht Tagen ans väterliche Schloss zurückzukehren.

Wofür steht Kosinsky auf der interpretatorischen Ebene?

Totenlied

Die Szene wird eröffnet durch ein Trauerlied. Während Amalia im Garten sitzend auf einer Leier spielt, besingt sie ihre Liebe zu Karl und trauert über dessen Tod. Franz kommt hinzu und bittet Amalia um ihre Hand, da er nun der Herr des Moorischen Schlosses und sie Witwe sei. Sie lehnt nicht nur ab, sondern bezichtigt Franz als Mörder seines Bruders. Außerdem eröffnet sie ihm, dass sie vorhabe, Nonne in einem Kloster zu werden. Als Franz sie daraufhin zu seiner Mätresse machen will, erbeutet Amalia sich listig seinen Degen und jagt ihn davon. Bevor auch Amailia die Szene verlässt, trifft sie auf Hermann, der ihr gesteht, dass sowohl Karl als auch ihr Oheim, der alte Moor, noch am Leben sind. Amalia ist darüber völlig konsterniert.

Ist mit Oheim tatsächlich der alte Moor gemeint? (Oheim = Onkel)
Wenn ja, hat Amalia begriffen, dass auch der alte Moor noch lebt?
Ich bin gespannt, wie es weitergeht...